Oberammergau rüstet sich für die Passionsspiele – WESER

In einer Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat, wurde unter deutschen Dächern gelegentlich dieser Kanon intoniert: „Heut kommt der Hans zu mir / Freut sich die Lies / Ob er aber über Oberammergau / Oder aber über Unterammergau / Oder aber überhaupt nicht kommt / Ist nicht ­gewiss.“

Lieder kommen, Lieder gehen, Oberammergau bleibt bestehen. Der andauernde Nimbus des 5400 Einwohner zählenden Ortes liegt neben seiner pittoresken Lage und seinen rührigen Kunsthandwerkern zuallererst an den Passionsspielen, einem Spektakel von Weltgeltung: In einer mehrere Stunden dauernden Aufführung stellen Dorfbewohner die letzten fünf Tage im Leben Jesu nach – martialische Methoden der Heiland-Häscher inbegriffen. Erstmals wurde das Passionsspiel 1634 als Einlösung eines Versprechens nach überstandener Pest aufgeführt. Nur in Oberammergau geborene Menschen oder solche, die seit mindestens zwei Jahrzehnten dort leben, dürfen an der Inszenierung mitwirken. Ausnahmen: allenfalls Kinder.

Seit die Oberammergauer Passionsspiele im Dezember 2014 dem immateriellen Kulturerbe der Unesco zugeschlagen wurden, kann der Fremdenverkehrsverein seinen ­Slogan „mehr als eine Passion“ noch so oft wiederholen. Oberammergau ist und bleibt der institutionell beglaubigte Ort der zur Schau gestellten Fron Christi. Da mögen sich auf den Philippinen an jedem Karfreitag wieder noch so viele Hardcore-Gläubige mit Blut, Schweiß und Tränen ans Kreuz schlagen lassen.

Chance für Laiendarsteller

In Oberammergau wird nur und immerhin alle zehn Jahre gekreuzigt. Diese seit dem 17. Jahrhundert übliche Taktung zieht mehr Touristen als jedes noch so ambitionierte Zwischenspiel. Zwar hat der Regisseur und Spielleiter Christian Stückl vor sechs Jahren alljährlich eine Inszenierung jenseits biblischer Vorlagen etabliert; in diesem Jahr

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