Nunn reicht’s: Oberammergaus Bürgermeister rechnet mit Gemeinderat ab

Oberammergau – Ein Haus in Leipzig. Wenn das vom Bürgermeister eines kleinen bayerischen Ortes wie Oberammergau gebaut wird, gibt das Spekulationen allemal Nahrung. „Der ist ja gar nicht mehr da. Immer in Leipzig.“ Arno Nunn kennt die Gerüchte. „Im Dorf wird schon geredet“, sagte er am Mittwochabend in einer denkwürdigen Gemeinderatssitzung. Einer, in der Nunn ordentlich auf den Tisch gehauen hat. Nicht laut polternd, eher mit ruhigen Worten. Fünf Seiten umfasst seine Abrechnung mit dem Gemeinderat. Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben. „Ich bin zu der Entscheidung gekommen, dass ich so nicht mehr weitermachen werde“, stellte Nunn unmissverständlich klar.

Der Rathaus-Chef ist mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem er bei den Gemeinderäten zwei Jahre vor der nächsten Passion „kritische Verhaltensmuster“ sieht. Das Gehabe der Lokalpolitiker geht Nunn so gegen den Strich, dass er mit Blick auf seine Zeit bei der Krimimal-Polizei oder als Berater gegangen wäre. „Ich hätte mich mit einem Arbeitsumfeld, wie es sich für mich im Gemeinderat darstellt, nicht weiter beschäftigt.“

Fakt ist: Die Behandlung von Tagesordnungspunkten dauert wegen der vielen Wortmeldungen bis zu einer Stunde. Der Ton ist meist rau bis aggressiv. Politische Grabenkämpfe werden ausgefochten – oft ohne Rücksicht auf Verluste. „Eine kritische Auseinandersetzung ist gewünscht und vor allem auch wichtig“, unterstreicht Nunn. Aber nicht, damit sich eine Liste oder Fraktion auf der politischen Bühne präsentieren kann, um für die Interessen einzelner Bürger zu kämpfen. Entscheidungen dürfen nur auf einer Basis gefällt werden: zum Wohl der Gemeinde.

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