Abdullah Kenan Karaca inszeniert die „Geierwally“ – Faz.net – FAZ

Es muss Spaß machen, in Christian Stückls Fußstapfen zu treten. Sie sind kaum zu verfehlen und groß genug für so manchen dramatischen Schuh – zumal, wenn der Weg nach Oberammergau führt. Das tut er seit 2005 auch abseits der berühmten Passionsspiele, seit der Theater- und Spielleiter Stückl hier die alte Parallelstraße der „Zwischenspiele“ wieder beschreitet. Sie bringen Übung für das berühmte Jahrzehntereignis, Klarheit in dessen Besetzungsliste, Bartwuchs in viele Gesichter und Kleingeld in die Gemeindekasse. Die Tradition beizubehalten, dafür aus alttestamentarischen Stoffen zu schöpfen, das klingt zunächst streng, lässt aber alle möglichen Schach- und Klimmzüge zu, bis hin zu Shakespeares „Sommernachtstraum“. Die Übernahme des Publikumsmagneten „Der Brandner Kaspar“ aus Stückls Münchner Volkstheater hat schließlich ganz offiziell auch den Witz auf die Freiluftbühne gebracht.

Eine weite, saftige Alm also, auf der Jungregisseur Abdullah Kenan Karaca weiden kann. Die Referenzschuhgröße, von der hier die Rede ist, misst übrigens dreißig Bühnenjahre. Karaca kam erst 2015 hinzu, als Stückl entschied, daheim im Hochmoor auch Opern zu inszenieren. Da wählte er den gebürtigen Garmisch-Partenkirchener als seine Vertretung fürs Sprechtheater, gab ihm „Romeo und Julia“ und ein Zirkuszelt, und bald darauf wurde der 1989 geborene Karaca zudem zum zweiten Spielleiter für die Passion 2020 ernannt.

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