Highlights in Oberammergau

Religion spielt heute – wer hätte dies in unserer aufgeklärten, säkularen Welt geglaubt – in den meisten Teilen der Welt, wieder eine große Rolle. Kaiser Julian wollte im 4. Jahrhundert, wie schon vorher Kaiser Nero, das aufkeimende Christentum zurückdrängen. Er, dem in seinen Anfängen als Kaiser Religionsfreiheit ein hohes Gut schien, entwickelte sich bald zum Tyrannen und ließ die Anhänger des Galiläers Jesus grausam verfolgen und ermorden. Henrik Ibsen schrieb 1873 das Drama „Kaiser und Galiläer“, das er zeitlebens als sein Hauptwerk ansah. Nach über hundert Jahren, in denen es auf keiner Bühne gezeigt wurde, hat Christian Stückl es für die Oberammergauer Passionsbühne wiederentdeckt.

Entstehung des Stücks

Das Drama „Kaiser und Galiläer“ ist von allen Werken Ibsens das mit der längsten Entstehungsgeschichte. Die Arbeit daran erstreckte sich über neun Jahre, von 1864 bis 1873. Als Ibsen 1864 in Rom, auf der Trümmerstätte der untergegangenen Römerwelt, weilte, stieg vor seinem inneren Auge die seltsam rührende Gestalt des jungen Kaisers Julian empor, den die Kirche, getreu dem Bibelworte: „Liebet eure Feinde!“ mit dem Namen Apostata (der Abtrünnige) für alle Zeiten zu brandmarken versucht hat. Zum Jahreswechsel 1870/71 begann er dann an einem ersten Entwurf zu arbeiten. Im Frühjahr 1873 lag das Stück in Reinschrift vor und wurde in Druck gegeben. Seine Uraufführung hatte es am 5. September 1896 am Stadttheater Leipzig. „Kaiser und Galiläer“ sah Ibsen zeitlebens als sein Hauptwerk an.

Inhalt des Stücks

Julian war ein genialer Feldherr, daneben aber kleinlich, boshaft, bis zur Lächerlichkeit eitel, abergläubisch und selbstbewusst. Wir sehen eine lange

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