Faszination der Passion Oberammergau: Bekanntgabe der …

Die Namen werden bis zur Mittagsstunde wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Aber so ganz den Mund halten kann der Stückl nicht, also Christian; Wer wird Jesus? – „Sog i ned! Aber vom Stangl g‘haut hods ihn scho‘, als ichs eam gestern abend g‘sagt hob!!“ – „Es gibt einen neuen Jesus?“ Christian Stückl wendet sich zum gehen: „Sog i ned‘. Aber wenn‘s ihn doch vom Stangl ghaut hod, wirds wohl ein Neuer sein! Der Neue ist Rochus Röckel, 22 Jahre alt und Student. Frage: „Wie hoch war das Stangl, von dem‘s dich gestern runter gehaut hat!“ Antwort mit ungläubiger Miene: „Och, schon sehr hoch!“

Eigentlich ist Oberammergau ein verschlafener Ort im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Nicht viel los. Lüftlmalereien zieren die schmucken Hausfassaden, hinter den Schaufenstern sitzen fleißige Holzschnitzer und schneiden Ox und Esel, Maria und Josef, aus Lindenholzklötzchen. Alle zehn Jahre kommt Lebens ins Dorf: Dann ziehen sich die Menschen bunte Kostüme an, singen ergreifende Hymnen und spielen auf der Bühne des Passionstheaters die Leidensgeschichte Jesus Christus. Es ist „der Passion“, wie es die Einheimischen ausdrücken. 2020 ist es wieder soweit. Der Countdown beginnt mit der Erneuerung des Pestgelübdes von 1633 und der Verkündung der Hauptdarsteller zwei Jahre vorher.

Der große Tag hat so etwas wie Weihnachten. Vor der Bescherung muss man zum Gottesdienst in die Kirche gehen. Heuer formierte sich pünktlich um zehn Uhr der Festzug von der Pfarrkirche Peter und Paul hinüber zum Passionsspieltheater. Das halbe Dorf ist auf den Beinen, samt Honoratioren, Ehrengästen, Ministranten und dem Münchner Weihbischof

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