Schinden fürs Schöne: Hinter den Kulissen beim „Holländer“
„Langsam alle auf die Plätze“: Als Christian Stückls Stimme leicht knarzend durch die Lautsprecher dringt, herrscht hinter der Bühne vorfreudiges Gewimmel. Es ist 19.49 Uhr am Freitagabend. Nur noch wenige Minuten bis zur Premiere. Erstmals Richard Wagner, erstmals „Der fliegende Holländer“ im Passionstheater. Leichte Hektik macht sich breit, im positiven Sinn. Denn die Sänger, die in ihren Kostümen durch die Mittelbühne wetzen, haben ein Lächeln auf den Lippen.
Nur einer ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht umgezogen. Ainars Rubikis hat die Ruhe weg. Der Dirigent ist auf dem Weg nach draußen. Eine letzte Zigarette, bevor es losgeht. Minuten später ist auch er soweit: In einem weißen Hemd, mit schwarzer Anzughose und Lackschuhen geht der 38-jährige Lette in den Orchestergraben. Dabei wäre ein Jogging-Anzug vielleicht das bessere Outfit für ihn. Denn das, was Rubikis den ganzen Abend machen wird, ist eigentlich Sport.
„Das kommt alles ganz natürlich“, erklärt er. Und nein, sagt er mit einem Lachen, mit Zumba sei sein Köpereinsatz nicht zu vergleichen. Ein bisschen aber schon. Zweieinhalb Stunden lang reißt Rubikis die Arme bis ganz nach oben, geht in die Hocke, springt regelrecht in die Musik, schwingt mit dem ganzen Oberkörper mit, schmeißt den Kopf hin und her, bildet Fäuste, gestikuliert mit den Händen. Körpereinsatz, bei dem die Musiker der Neuen Philharmonie München schon beim Zuschauen ins Schwitzen kommen. Zur Pause ist das Hemd des Letten bereits klitschnass. Die Haare kleben im Gesicht und Nacken, die Wangen sind leicht gerötet. „Erst einmal ein Handtuch, dann etwas zu
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