Oberammergau bekommt Konkurrenz
– Anspruchsvolle Stücke und gekonnte Inszenierungen: Dafür sind Sepp Grundbacher und sein Irschenberger Theater bekannt. Aber mit Felix Mitterers Sozialdrama „Märzengrund“ sprengen sie alle Erwartungen. Auf der Freilichtbühne in Obermoos ist großes Volkstheater zu sehen.
Oberammergau hat mit Irschenberg Konkurrenz bekommen. Ein wenig jedenfalls und was den Festspielanspruch angeht. Denn was Spielleiter Sepp Grundbacher und das Irschenberger Theater auf die ausgeklügelte, dreiteilige, in die Tenne des Obermoos-Hofs integrierte Bühne bringen, ist in mehr als einer Hinsicht großes Volkstheater. Das zeigte die Premiere am Freitag – in deutscher Uraufführung. Der Natur- als Theaterraum, der Hof als Spielstätte, Wind und Wetterleuchten als Komparsen offenbarten ein rundes Konzept.
„Märzengrund“ von Felix Mitterer zeichnet die wahre Geschichte eines begabten, spürigen Bauernsohnes nach. Der entzieht sich der Welt, seiner Familie, dem sozialen Miteinander und vor allem dem Wertesystem, um – wie ein Wilder oder wie ein Erleuchteter? – mit den Tieren auf der Hochalm im Märzengrund zu leben. 40 Jahre lang.
Dabei ließ es sich so gut an mit dem kleinen, aufgeweckten Elias, gespielt von Marinus Niggl. „Ich ginge lieber in den Wald wie der Robinson Crusoe“, verkündet der kleine Bub seiner Schwester (Helena Gruber) und klagt als Jugendlicher – dann besetzt mit Andreas Nirschl – über Strahlen und Wellen, die ihm Kopfschmerzen bereiten. Eindruckvoll, wie Nirschl den zusehends in eine Depression abrutschenden jungen Elias spielt, der schließlich in die Psychiatrie eingewiesen wird und entscheidet, auf das Hoferbe und das normale Leben zu verzichten, um auf der Alm zu leben.