Ludwig Thoma: Heimatdichter mit vielen Gesichtern

Oberammergau – Vor allem Heimatdichter, aber auch Antisemit, ein herausragender politischer Satiriker und genauso ein nationalistischer Hetzer: Es gibt viele Beschreibungen, die auf Ludwig Thoma zutreffen.

Weil das Leben von Ludwig Thoma von Wandel geprägt war und er sich in seinen letzten Jahren politisch radikalisiert hat, ist er als Mann mit vielen Gesichtern in Erinnerung geblieben. Ein umfassendes Bild dieser besonderen Persönlichkeit hat die Literaturprofessorin Dr. Gertrud Rösch von der Universität Heidelberg genau an dem Ort gegeben, an dem Thoma an diesem Samstag vor 150 Jahren zur Welt gekommen ist: Oberammergau.

Die Plätze im Haus von Florian Lang (Klepper) haben erst gar nicht ausgereicht. Die Mitglieder vom Historischen Verein um Ludwig Utschneider, die den Abend zusammen mit dem Förderkreis Oberammergau Museum organisiert hatten, mussten zusätzliche Bänke aufstellen. Etwa 100 Besucher waren gekommen, um mehr über Thoma und seinen komplexen Werdegang zu erfahren. „Er war ein Extrem-Aufsteiger“, sagte Rösch, die sich seit 25 Jahren immer wieder mit dem Autoren beschäftigt. Thoma wurde am 21. Januar 1867 im heutigen Haus „Lang sel. Erben“ geboren. Als sein Vater Max, ein Förster, sieben Jahre später stirbt, steht die Mutter mit sieben Buben und Mädchen allein da. Als Gastronomin in Vorderriß bringt sie die Familie irgendwie durch. In dem sie arbeitet bis zum Umfallen und zwei Kinder sogar weggibt. Dennoch schafft sie es, ihrem Sohn Ludwig ein Jura-Studium zu ermöglichen. Schon damals fiel dieser auf. „Er war ein Schulversager“, unterstrich Rösch. Seine Renitenz führte dazu, dass er dreimal die Schule wechseln musste.

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