Passionstheater Oberammergau So hat Christian Stückl "Kaiser und Galiläer" von …
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„Kaiser und Galiläer“ ist eine Mischung aus Historie und Ideendrama – Formen, mit denen sich das heutige Theater schwertut. Oberammergau nicht: Hier erwartet man geradezu Rededuelle zwischen Bischöfen und Heiden. Aufmärsche, Chöre und Massenszenen ebenfalls.
Christian Stückl inszeniert das Stück wie ein Königsdrama von William Shakespeare – samt einer Geisterszene wie in Shakespeares „Macbeth“. Und er hat keine Scheu vor rhetorischem Pathos. Ibsens Papierberge wurden auf knappe drei Stunden mit Pause eingeebnet. Noch ehe der erste Satz gesprochen ist, hat man schon 30 gestrichene Druckseiten hinter sich. Manchmal auf Kosten der Verständlichkeit: etwa beim Orts- und Machtwechsel nach dem Tod des misstrauischen Kaisers Constantius II., den Stückls Vater Peter etwas zu gütig und freundlich anlegt.
Alle Rollen werden von Mitwirkenden der Passion verkörpert. Frederik Mayet, der Jesus von 2010 sowie Künstlerischer Direktor und Pressesprecher des Münchner Volkstheaters, spielt den Julian mit flackerndem Blick als gefährdeten Idealisten. Abdullah Kenan Karaca, der zweite Spielleiter von 2020, ist Gregor von Nazianz – einer von Julians schärfsten Gegnern.
Die Rückkehr der alten Götter
Auch das ominöse „Dritte Reich“ hat Stückl im Griff – und nicht nur als Bücherverbrennung. Ibsen meinte damit eine nietzscheanisch angehauchte Synthese aus Heidentum und Christentum, einen welterlösenden Gott-Kaiser. Vertreten wird diese Idee vom Mystiker Maximus, den Stefan Burkhart (Pilatus von 2010) mit Autorität, mächtigem Vollbart, einer bunten Holzperlenkette und einer leichten Spur Zwielichtigkeit verkörpert, wie sie indischen Gurus innewohnt.
Nach der Rückkehr der alten Götter tragen Julian und