"Romeo und Julia" in Oberammergau von Abdullah Kenan Karaca
“Die Atmosphäre ist toll”, sagt eine Touristin und meint den nachtblauen Zirkuszelt-Himmel mit goldenen Sternchen über dem Manegenrund. Gelitten und gestorben wird unter diesem Himmel ganz weltlich: “Romeo und Julia” vernarren sich ineinander und scheiden tragisch aus der Welt, die ihre Liebe nicht zulassen will. Das ist keine Heilsgeschichte, eine Passion dagegen irgendwie schon.
Das Zelt steht gleich neben dem Festspielhaus im theaterfanatischen Dorf Oberammergau, das alle zehn Jahre das Leben und Leiden des Herrn in Szene setzt. Shakespeare war knappe 20 Jahre tot, im Jahr 1634, als die Oberammergauer ihr Spiel erstmals aufführten, aus demütiger Dankbarkeit nach überstandener Pest. Mit der Zeit und dem Fremdenverkehr setzte sich der Zehnjahresrhythmus durch und lockt mittlerweile Hunderttausende Menschen in den oberbayerischen Ort, in dem so gut wie jeder Einheimische, ob Kind oder Greis, ob Magd oder Bürgermeister zum Schauspieler wird.
Auch Christian Stückl machte in Oberammergau seine ersten Bühnenerfahrungen; seit Langem ist der Leiter des Münchner Volkstheaters Regisseur, Reformator und Spiritus Rector des Bibel-Spektakels und hat wohl überhaupt ziemlichen Einfluss auf Geschicke und Geschmack in seinem Heimatdorf. Zuletzt boxte er den jungen Regisseur Abdullah Kenan Karaca – einen leibhaftigen Muslim! – als “zweiten Leiter” der Passionsspiele in der flächendeckend katholischen Gegend durch. Freilich, Karaca ist in Garmisch-Partenkirchen geboren, in Oberammergau aufgewachsen und auch sonst mehr Bayer als Türke. Mit “Romeo und Julia” sollte er mal zeigen, was er kann.
Der Balkon ist aus Beton
Sorgen machen müssen sich die Oberammergauer nicht. Denn
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