Abdullah Kenan Karaca "Romeo und Julia" in Oberammergau
“Willst Du schon gehen? Noch wird es ja nicht Tag. Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, Sie war’s, die rief in dein erschrockenes Ohr. Nachts singt sie dort im Apfelbaum”
Natürlich darf auch sie in Oberammergau nicht fehlen, die Nachtigall, deren Gesang die Liebesnacht von Romeo und Julia verlängern soll, die erste und letzte Liebesnacht, wie man weiß, denn Shakespeare, dieser kluge Geist, wusste nur zu gut: Gute Ehen dauern niemals lang. In guten Ehen stirbt man jung. So wahr wie nüchtern klingt das dann in der rau und nah am Heute daherkommenden Übersetzung von Thomas Brasch. Ansonsten lässt Abdullah Kenan Karaca die wohl berühmteste Liebesgeschichte der Welt unverortet zwischen einem Damals und einem Heute spielen, nur der oftmals etwas zu eindeutig eingesetzte Soundtrack für emotionale Szenen klingt dann doch eher nach Gegenwart.
“Die Fackeln brennen heller, wenn sie lacht, als leg sie an der Wange dieser Nacht wie ein Diamant. Auf schwarzer Haut. Wie ein Stern am nachtschwarzen Himmel.”
Streng hat sich Abdullah Kenan Karaca an die Oberammergauer Vorgabe gehalten, dass alle Spieler aus eben diesem Oberammergau stammen müssen, was als Grundregel natürlich eigentlich für die alle 10 Jahre stattfindenden Passionsspiele gedacht ist. Und so besteht das Romeo und Julia-Ensemble fast ausschließlich aus Laien und die primäre Leistung dieser Inszenierung ist sicherlich, diese Laien professionell in Szene gesetzt zu haben. Was Karaca durchaus gelungen ist. Zugleich hat der Regisseur das Stück auf zwei kurze Stunden gestrafft und sich dabei einige Akzentuierungen erlaubt: so hat er etwa die Eltern von Julia
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