Ich trage meine Religion nicht vor mir her: Ein Muslim als Spielleiter in … – FAZ
Stellprobe im Theaterzelt, eine Woche vor der Premiere. Ein Hauch von frisch gedüngten Feldern zieht durchs Rund. Ein Bühnenarbeiter fegt mit einem Saalbesen Kiesel von der Bühne, sie klimpern mit hellem Klingeln auf den Schotter in der Arena. Aus dem Radio des Beleuchters dudelt Pop, ein nervöser Dackel kläfft im Dunkel. Regieassistent Mustafa raucht, trinkt Energielimonade und telefoniert – während „Romeo und Julia“ geprobt wird, erster Akt, dritte Szene. Graf Paris und Gräfin Capulet. Dima Schneider weiß nicht so recht, wie er auf- und abtreten soll, und den Text hat er auch noch nicht im Griff. Die als Ensemblemitglied des Münchner Volkstheaters bewährte Ursula Maria Burkhardt geht energischer zur Sache. Ein Heimspiel für sie als gebürtige Oberammergauerin. Paris ist sauer und kickt einen Stein von der Bühne. „Lass dir Zeit“, sagt der Regisseur, „sie muss dich einwickeln.“
Autor: Hannes Hintermeier, Redakteur im Feuilleton, zuständig für „Neue Sachbücher“.