Passionstheater Oberammergau: Verdis "Nabucco", inszeniert von Christian …

Herumfuchteln und Herumstehen

Schlimmer noch: Im vierten Akt bekehrt sich Nabucco von Baal zu Jehova und krakeelt als Gotteskrieger herum. Das steht so bei Verdi und es ist schlimm genug. Aber muss da am Beginn des 20. Jahrhunderts wirklich der Sänger mit dem Schwert vor dem mit Sturmgewehren bewaffneten Chor herumfuchteln? Ohne jeden szenischen Zwischenruf, wie in der Mailänder Scala vor 150 Jahren?

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Allerdings: Jeder, der „Nabucco“ schon ein paarmal gesehen hat, weiß auch, dass das Inszenieren dieser frühen Verdi-Oper nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Es ist ein plakativer Bibel-Comic voller Unwahrscheinlichkeiten. In jedem Akt werden Hinrichtungen befohlen, aber anders als im echten Orient laufen die Leute im nächsten Akt immer noch putzmunter und fanatisch schimpfend herum.

Solide Sänger

Stückl versuchte dem Stück mit handwerklich solider Psychologie beizukommen, was kaum funktioniert. Aber die meisten Besucher der Aufführung werden sich ohnehin an die Massenregie halten, und die gelang dem Intendanten des Münchner Volkstheaters ungewöhnlich gut.

Die musikalische Seite ist solide. Evez Abdulla singt die Titelrolle mit robuster Kraft. Irina Rindzuner schafft die Extrem-Töne der Abigaille nicht wirklich schön, aber mit starkem Ausdruck. Die Wiederholung ihrer Cabaletta war unnötigerweise gestrichen. Das Liebespaar Fenena und Ismaele hat Verdi eher stiefmütterlich behandelt. Virginie Verrez und Attilio Glaser machen das Beste draus. Talia Or darf als Anna außerhalb des Ensembles nur einen entscheidenden Satz singen. Aber aber den macht die

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