Oper im Passionstheater Oberammergau: Christian Stückl über Verdis "Nabucco"

Oper ist schwieriger. Das Volk in der Passion reagiert ganz auf die Situation bezogen. Wenn man hier den Chor in Bewegung setzt, ruft der Dirigent: „Schaut zu mir her!“ Und prompt rosten alle ein. Das bringt mich als Regisseur ziemlich ins Schwitzen.

Worum geht es in „Nabucco“?

Die Oper beginnt mit der Zerstörung des Tempels von Jerusalem durch den babylonischen König Nebukadnezar. Er glaubt, seine Macht selbst aufgebaut zu haben und hält sich für größer als Gott. Im nächsten Moment zerbröselt seine Herrschaft wieder, weil seine Töchter gegeneinander kämpfen. Nichts ist von Dauer. Das war im Römischen Reich so, im „Dritten Reich“ und jetzt in der arabischen Welt.

Und da lassen Sie „Nabucco“ jetzt spielen?

Natürlich erinnert einen diese Oper unweigerlich an das, was in der arabischen Welt passiert. Aber die dortigen Ereignisse lassen sich mit den Mitteln der Oper kaum erzählen. Ich habe auch schon gesehen, dass in Aufführungen von „Nabucco“ die Juden auf den Abtransport warten. Aber hier wird nicht von der Shoah erzählt. Wer wäre dann Nabucco? Vielleicht Hitler? Und wieso bekehrt er sich dann am Ende zum Gott der Juden?

Der erste Akt spielt in Jerusalem, der Rest der Oper in Babylon. Sie haben aber nur eine große Bühne ohne Möglichkeit zur Verwandlung.

Stefan Hageneier hat einen Tempel auf die Bühne gebaut. Die Kostüme sind eher heutig. Ich denke, dass sich die Geschichte auch an einem einzigen Ort erzählen lässt.

Wie kamen Sie auf die Idee, Verdis „Nabucco“ in Oberammergau zu spielen?

Entstanden ist die Idee aus einem Auftritt der Neuen Münchner Philharmonie in

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